Schule, Peers & Pornos
Wie Sexuelle Bildungsarbeit mit Jungen* gelingen kann...
Gelingende, professionelle Sexuelle Bildung mit Jungen* zu gestalten, kann für Fachkräfte auf verschiedenen Ebenen eine große Herausforderung darstellen.
Das Erleben von und der Umgang mit eigener und klienteler Scham stellen im Kontext von Sexualität und Sexueller Bildungsarbeit aller Geschlechter eine zentrale Rolle dar, handelt es sich doch bei Sexualität um etwas zutiefst Persönliches, Wertvolles und Schützenswertes.
In der Begleitung von Jungen* erleben Fachkräfte nicht selten Positionen, Inszenierungen und Praktiken, welche aber eher auf Formen der Schamlosigkeit hindeuten. Allzu häufig werden persönliche Grenzen (un)bewusst übersehen und auch verletzt… die von anderen Kindern und Jugendlichen, aber auch von und durch uns Fachkräfte.
Männliche * Sexualität erfährt – aus zwar nachvollziehbaren, aber nur oberflächlich zutreffender Perspektive – in Gesellschaft, aber auch in fachlichen Diskursen leider oftmals eine stark negative Zuschreibung. Diese Attribuierungen können aber für Jungen* und (junge) Männer* stark verletzend, kränkend oder gar beschämend sein und ihre selbstbestimmte sexuelle Entwicklung negativ beeinflussen.
Indes verfolgt Sexuelle Bildung den professionellen Anspruch, neben zielgruppenadäquater, zeitgemäßer und detaillierter Aufklärungsarbeit eine subjektiv gelingende positive, verantwortungs- und respektvolle Sexualität für alle Geschlechter zu ermöglichen. Demnach ist es unsere professionelle Aufgabe, Jungen* einen Dialog untereinander, aber auch mit uns Fachkräften auf Augenhöhe, Wertschätzung und Verständnis zu ermöglichen und uns als wirkliche Gesprächspartner*innen anzubieten.
Dabei sind neben dem fachlich fundierten Wissen sowie passgenauen Methoden zum Umgang mit pluralen Körperbildern, Geschlechter- sowie Sexualitätsausformungen und dem Spektrum menschlicher Begehrens- und Liebensformen ebenso unsere reflektierte und wertschätzende Haltung und alltäglichen Handlungen gefragt.
Wir sind immer wieder aufs Neue aufgefordert, Ansprechpartner*in für zentrale Fragen für Jungen* zu sein und zu bleiben… auch oder gerade wenn es mühsam wird!
Ein sensibler und fachlich kompetenter Umgang mit Scham, aber auch mit Kränkungen stellt diesbezüglich eine wertvolle Ressource für die Wahrung von Grenzen, aber auch für die Herstellung von Nähe, Vertrautheit und Offenheit dar. Das Sprechen über Verletzlichkeiten kann ein Weg sein, um über die wirklichen Fragen und Sorgen zu männlicher* Sexualität ins Gespräch zu kommen.
Dabei gilt es, Authentizität zu leben, die Balance zwischen Nähe und Distanz zu wahren, auch intime Grenzen sicht- und besprechbar zu machen, zu verhandeln und zu akzeptieren.
Dies ist keine leichte Aufgabe und kann von uns Einzelnen nicht alleine gelöst werden, sondern bedarf der professionellen Vernetzung und Zusammenarbeit.
Dieser Workshop widmet sich demzufolge der Frage nach gelingender Praxis ….
Dabei blicken wir zunächst auf aktuelle theoretische Wissensbestände zu männlichen* Sozialisationsanforderungen, den diskursiven Perspektiven auf männliche* Sexualität sowie diesbezügliche Herausforderungen, aber auch Ressourcen von Jungen* und uns Fachkräften für einen gelingenden Umgang mit männlicher* Sexualität.
Daneben widmen wir uns Methoden für eine gelingende Sexuelle Bildung mit der Zielgruppe und reflektieren alltägliche Herausforderungen und diskutieren diesbezügliche Lösungsansätze.
Gerade die eigene Haltung und die daraus resultierenden Handlungen unserer professionellen Praxis stellen Schlüsselkompetenzen dar, um Jungen* in ihrer Entwicklung adäquat begleiten zu können.
Daher bietet dieser Workshop neben der Vermittlung von Wissen und Methoden Raum für die persönliche Reflexion sowie den geschützten kollegialen Austausch, in dem das gemeinsame Lernen von- und miteinander auf Augenhöhe im Fokus steht.
